Drei Jahre nach dem Tod des Hl. Altmann wurde das Stift Göttweig 1094 in eine Benediktinerabtei umgewandelt. Die ersten Mönche entsandte das Kloster St. Blasien im Schwarzwald. Sie erbauten die Kirche St. Blasien in Klein Wien, die im 15. Jahrhundert gotisiert und 1733 zum Teil barockisiert wurde. Der Altar stammt aus 1610, das Chorgestühl aus dem Beginn des 17. Jahrhunderts ist das alte des Stiftes Göttweig. Die Orgel (4 Register) wurde 1736 angekauft.
Um die Kirche erstreckt sich ein malerischer Bergfriedhof. Die Friedhofsverwaltung obliegt seit dem 1.12.2021 dem Stift Göttweig: 02732 85581 330. > friedhof@stiftgoettweig.at
In Klein Wien gab es bis zu dessen Verlegung nach Göttweig um 1200 ein Frauenkloster, dessen berühmteste Nonne von 1124 bis 1142 Herzogin Gerbirg war, Schwester Markgraf Leopolds III. und Witwe des böhmischen Herzogs Boriwoy. Bei diesem Kloster soll auch die 1127 verstorbene Frau Ava, erste Dichterin in deutscher Sprache, als Inklusin gelebt haben. An sie erinnert der Ava-Turm, heute im Besitz des Verlegers Dr. Hubert Hladej (Dachs-Verlag) und seiner Gattin Mag. Johanna Hladej.
In Klein Wien steht Österreichs erste aus Beton erbaute Villa. Sie wurde 1901 vom Jugendstil-Architekten Carlo von Boog errichtet.
Kirche St.Blasien Martyrium des Hl.Blasius Bischof Blasius und Apostel Johannes
Zur Geschichte von St. Blasien in Klein-Wien
(Im März 2004 - von P.Udo Fischer)
Der Hl. Blasius soll am 3. Februar 308 in Sebate (Armenien) den Martertod erlitten haben. Um 855 schenkte Papst Leo IV. dem Kloster Rheinau den “Leichnam des Hl. Blasius”. Wenige Jahre später brachte ein Mönch Reliquien nach Albzelle, dem späteren St. Blasien im Schwarzwald.
Bischof Altmann stand mit dem Benediktinerkloster St. Blasien im Schwarzwald in engster Verbindung. Dessen weltlicher Schutzherr Rudolf von Schwaben wurde mit Altmanns Unterstützung zum Gegenkönig (gegen Heinrich IV.) gewählt.
Bischof Meinwerk von Paderborn, der Heimat Altmanns, hat 1014 (um diese Zeit wurde Altmann geboren) eine bedeutende Blasius-Reliquie erhalten, die den Blasius-Kult dort in die Höhe trieb.
Romanische Kirche
Die Fundamente der romanischen Blasius-Kirche wurden im Jänner 2004 bei den Renovierungsarbeiten entdeckt. Dass es vor der heutigen gotischen Kirche eine romanische gab, belegen nur zwei Dokumente im Göttweiger Archiv:
1) Die um 1130 geschriebene Vita Altmanni (Lebensbeschreibung des Hl. Altmann) beschreibt die acht Göttweiger Kirchen: “...die siebente oder St, Blasius-Kirche steht am Fuße des Berges an einem kleinen Bach; dort befindet sich das Haus der Schwestern und die Herberge jener Brüder, die in der Mühle oder Bäckerei Dienst tun.”
2) Unter Abt Heinrich von Meidling verleiht Bischof Bernhard von Passau allen einen Ablass, die die “Kapelle zu St. Blasius” am Jahrestag ihrer Weihe, am Fest des Hl. Blasius (3.2.) und an den vier Haupt-Marienfesten besuchen, dort beichten
Wer hat die Blasius-Kirche gebaut? Noch Bischof Altmann (1065-1091), der auch bei Passau eine Blasius-Kirche errichtet hat oder die Mönche aus St. Blasien im Schwarzwald, die drei Jahre nach Altmanns Tod (1094) Göttweig besiedelten?
Das Haus der Schwestern war das (damals in Kl.Wien bestehende und um 1200 auf den Göttweiger Berg verlegte) Nonnenkloster. Dessen bedeutendste Nonne von ca. 1125 bis 1142 war die verwitwete mährische Markgräfin Gerbirg, eine Schwester des Markgrafen Leopold III., des Heiligen.
Mühle und Bäckerei: der um 1970 geschliffene Pfisterhof (heute Wohnhaus und Garagenanlage mit Aufschrift “Winzerhof Dockner”)
Die Blasius-Kirche in Klein Wien dürfte neben der 1074 vom Salzburger Erzbischof Gebhard - einem engen Freund Altmanns - geweihten Klosterkirche des Stiftes Admont die älteste Blasius-Kirche Österreichs sein. (Das Altmanni-Bründl in Steinaweg wird seit Alters her mit der Erzählung in der Vita Altmanni verbunden, der zufolge Altmann, Gebhard und Adalbero einander an einer Quelle als Studenten prophezeit hätten, jeder würde Bischof werden und ein Kloster gründen.)
Gotische Kirche
Die heutige gotische Blasius-Kirche wurde um 1440 großzügig errichtet und mit Fresken geschmückt (diese wurden 1990 entdeckt, aus Geldmangel jedoch bisher nicht freigelegt).
1440 verlieh das in Basel tagende Konzil der capella sancti Blasii de Sancto Blasio (“Kapelle des Hl. Blasius von St. Blasien” - damals hieß die kleine Ansiedlung noch nicht Kl. Wien, sondern St. Blasien) einen Ablass. Die Gebäude der Kapelle seien “von Neuem aufgebaut” bzw. befinden sich im Aufbau.
Sieben Jahre später gab es offenbar immer noch Finanzierungsprobleme, denn 1447 verlieh Kardinal Johannes Carvajal, Päpstlicher Legat für Deutschland, erneut einen Ablass “der St. Blasiuskapelle beim Göttweiger Berg, welche in ihrer Baulichkeit sehr schadhaft ist” und der “Georgskapelle auf dem Göttweiger Berg”. Der Ablass sollte allen zuteil werden, welche die Kapelle besuchten, die Sakramente empfingen und etwas zur Reparatur und Erhaltung spendeten bzw. einen Beitrag für Kelche, Bücher und andere Schmuckgegenstände leisteten.
Barocke Umgestaltungen
Um 1610 wurde der heutige (Orgel-)Chor eingezogen und der Hochaltar aufgestellt (Maler Hans Kolbl und Bildhauer Kilian Fux - beide aus Krems). Anfangs des 18. Jahrhunderts (1707 und 1708) erreichten die Einnahmen der Basius-Kirche etwa die Hälfte jener der Göttweiger Stiftskirche. Die Kremser Mariazell-Pilger machten hier regelmäßig Station - und spendeten.
1733 ließ der aus der Steiermark gebürtige Prior-Pfarrer Gregor Schenggl aus Dankbarkeit für alle Gnaden, die er in seiner Jugend in dem dem Hl. Blasius geweihten Stift Admont empfangen hatte, die St. Blasius-Kirche renovieren. Aus dieser Zeit stammen der Dachstuhl (trägt heute noch die Jahreszahl 1733), ein neues Hochaltarbild (heute an der Südseite), die Seitenaltäre und die Kanzel. 1736 kaufte er die heutige Orgel an. Die Verglasung wurde erneuert. Eine alte Scheibe trägt heute noch eingeritzt das Datum 23. Dezember 1692 und den Namen Maria Fränkh).
Am 28. Mai 1733 wurde in Gegenwart der Äbte von Göttweig und Dürnstein sowie des ganzen Konvents das Kreuz auf das von Abt Gottfried Bessel gestiftete “Türmerl” feierlich aufgesetzt. Prior-Pfarrer Gregor Schenggl ließ ein “Mirakelbuch” anlegen, in dem Wunder aufgezeichnet wurden, die sich nach dem Verzehr des Blasius-Brotes ereignet hätten. Aus Dankbarkeit für erlangte Hilfe komponierte Johann Georg Zechner der Blasius-Kirche eine Motette (mehrstimmige Gattung der Vokalmusik - heute auf CD erhältlich!). Unter Kaiser Joseph II. wurde die Pfarre Göttweig geteilt. Von 1784 bis 1795 existierte eine Pfarre Steinaweg mit Sitz in Kl. Wien. Zu ihr gehörten auch Paudorf, Hörfarth, Meidling und die Holzfällersiedlungen Weitenwald und Ginglsee.
19. und 20. Jahrhundert
Unter dem aus Paudorf gebürtigen Abt Engelbert Schwertfeger wurde die Blasius-Kirche um 1860 renoviert. Der Abt stiftete drei Glocken (von denen 1917 zwei abgeliefert werden mussten). Schwertfeger wollte anstelle des Türmerls einen richtigen Turm bauen. Der Plan ist heute noch vorhanden, gelangte jedoch nie zur Ausführung.
In der Zeit des NS-Regimes wurde die Blasius-Kirche zur Quasi-Pfarrkirche. Pfarrer Benedikt Ramoser hatte Wohnung und Kanzlei in Kl. Wien (Kloster der Englischen Fräulein). Hier verbrachte der spätere Kardinal Franz König nach Kriegsende Erholungsurlaube. Er feierte Gottesdienste und taufte auch. Unter Prior-Pfarrer Benedikt Ramoser wurden 1951 die Sakristei erweitert und der Dachreiter erneuert. 1954 wurde die Kirche bergseitig trockengelegt.
1988/89 wurde die Kirche außen renoviert und 1990 innen neu gemalt. Gesamtkosten: 1,7 Mio. Schilling. 1.500 freiwillige Arbeitsstunden wurden geleistet.
2004/2005 wurde die Kirche restauriert. Eine umfangreiche Publikation ist in Vorbereitung.
Pfarre Paudorf-G. Hellerhof
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